Wilkommen bei Korenmolen Windlust Nootdorp

(mit Dank am Herrn Drs. Piet Verwijmeren, Odijk, NL)

Die Getreidemühle Windlust steht am Rande der geschlossenen Ortschaft von Nootdorp, an der von Nootdorp nach Pijnacker führenden Straße, der Oudeweg genannt. Der Besitzer der Mühle ist seit dem 2 September 2008 die Stiftung ‘Vrienden van de Windlust te Nootdorp‘ (Freunde von der Windlust in Nootdorp).

Die Geschichte der Mühle

Der hölzerne Oberbau, die Achtkante der Mühle Windlust, wurde 1885 von Delft nach Nootdorp versetzt. In Delft war die Mühle 1781 auf dem ‘Hopsteegse’ Turm (zwischen Oostpoort und Koepoort) gebaut worden und wurde dort als Gerber- und Schnupftabakmühle benutzt; die Besitzer waren meistens Gerber. Infolge der Umstellung auf Dampfkraft im Jahre 1885 wurde die Mühle überflüssig. Sie wurde abgebaut und an den Nootdorper Müller Huibert Blonk verkauft.

Der Grundstein des Unterbaus wurde am 17. August 1885 von dem 5½ Jahre alten Sohn Leendert gelegt. Müller Blonk hat nicht lange seinen Besitz genießen können. Anfang 1886 kam er, 61 Jahre alt, ums Leben, nachdem sein Pferd durchgegangen war. Er hinterließ eine Frau und zehn Kinder. Die Witwe Blonk-Verhoeff verkaufte die Mühle an den 1853 geborenen Arend Blonk, den zweiten Sohn von Huibert aus seiner ersten Ehe.

In der Folgezeit wechselte die Mühle einige Male den Besitzer. Im Jahre 1992 kam Herr Hendrik Jongste aus Kethel als Müller für den Bauernverband nach Nootdorp. Erst im Jahre 1955 wurde er Besitzer der Mühle. Über ihn ist unter anderem bekannt, daß er sich in den Kriegsjahren immer bereit fand, für wenig Geld oder gar umsonst Getreide für die Leute zu mahlen. Er war 1947 einer der ersten, der auf einer Flügelrute – das ist der durchlaufende Balken zweier sich gegenüberliegenden Flügeln – Fockenflügel mit automatischen Bremsklappen befestigen ließ. Es wurde jedoch immer schwieriger, sich mit einer durch Wind getriebenen Mühle sein Brot zu verdienen. Die Mühle drehte sich 1951 zum letzten Mal kommerziell.

In den Jahren nach 1951 verfiel die Mühle immer mehr und glich allmählich einer Ruine. Im Jahre 1974 bahnten sich jedoch bessere Zeiten an. Herr J.L. de Wolf, Uhrenverkäufer und -mechaniker in Delft, kaufte die Mühle. Beharrlich und geduldig machte er sich an die Restaurierung der Mühle und trotz der äußerst träge mahlenden Mühlen von Subventionsinstituten wie Denkmalschutz, Provinz und Gemeinde, hielt er durch. Als sich die Restaurierungspläne konkreter gestalteten, meldeten sich auch Geldgeber aus Bankwesen und Wirtschaft. Nachdem die Mühle fast 40 Jahre nicht mehr benutzt worden war, konnte sie am 29. Mai 1989 wieder in Betrieb gesetzt werden. Die Restaurierung hatte gut 480.000 Gulden (etwa € 220.000) gekostet.

Die Funktion der Mühle

Mit der Funktion der Mühle wird angegeben, welche Arbeit mit ihr verrichtet werden kann. Die Funktion der Windlust ist Getreidemühle: sie kann Korn oder Getreide mahlen.

Der Bautyp

Die Mühle Windlust ist eine Holländerwindmühle oder Galeriemühle: sie hat eine Galerie, die sich in Höhe des ersten Bodens (etwa 3 m hoch) befindet. Die Flügel drehen sich direkt über der Galerie. Die Mühle ist somit kein Bodenstreifer, denn beim Bodenstreifer drehen sich die Flügel direkt über dem Erdboden und man kann von der ebenen Erde einfach die Flügel besteigen. Die Mehrzahl der ‘Poldermühlen’ sind Bodenstreifer. Weiter ist die Form des Mühlengerüstes der Windlust eine schilfgedeckte Achtkante. Zudem ist dieser Mühlentyp ein Obenschuber, das heißt, daß sich nur der obere Teil der Mühle, die Haube, drehen kann. Das Verdrehen der Haube heißt kruhen, eine Maßnahme, die Flügel in die Windrichtung zu stellen.

Das Erdgeschoss

Der achteckige Mühlenunterbau aus Mauerwerk ist etwa 6 m hoch. In diesem steinernen Unterbau befinden sich zu ebener Erde zwei sich gegenüberliegende Tore. Pferdefuhrwerke fuhren so in die Mühle und aus ihr hinaus, um Getreide abzuladen oder Mehl zu laden. Zu ebener Erde – und im sich darüber befindlichen Boden – sieht man, daß Teile der ehemaligen Flügelruten als Söllerbodenbalken verwendet worden sind. Möglicherweise waren dies die Ruten der Bockwindmühle, die seit etwa 1622 an derselben Stelle stand wie die Windlust.

Der erste Boden: der Mehlboden

Auf dem Mehlboden befinden sich die Mehlkästen, an denen die Säcke hängen, die das Mehl auffangen. Wenn gemahlen wird, steht der Müller immer beim Mehlkasten und er fühlt regelmäßig, ob das Mehl nicht zu fein oder zu grob ist. Wenn der Wind stärker oder schwächer wird, kann er mit einem Seil die Spalte zwischen den Mühlsteinen anpassen, um die gleiche Feinheit des Mehles beizubehalten.
Auf dem Mehlboden gibt es immer zwei Türen, durch die man die Galerie betreten kann. Die sich den drehenden Flügeln am nächsten befindliche Tür wird gesperrt, weil der Schlag eines kreisenden Flügels tödlich sein könnte. Daher gibt es auf einer Galerie immer eine Sicherheitsabsperrung, hinter der sich man niemals aufhalten darf.

Die Galerie

Der Mehlboden befindet sich fast immer in gleicher Höhe wie mit der Galerie. Der Müller muß nämlich schnell die Galerie betreten können, um die Mühle zu ‘fangen’, das heißt stillzusetzen, wenn mit der Mühle etwas schief gehen sollte oder wenn der Wind plötzlich stark zunehmen sollte. Es ist sehr wichtig, daß der Müller dauernd die Wetterverhältnisse im Auge behält.
Auf der Galerie kann der Müller den Fang, das heißt die Bremse, bedienen. Nicht nur, wenn er mit der Arbeit aufhört, werden die Mühlenflügel stillgesetzt, sondern auch, wenn er die Mühlenhaube dreht, um die Flügel in die Windrichtung zu stellen. Aus der Haube geht ein langer, schwerer Balken (der ‘Stert’) hinunter. Der Müller kann die Haube drehen, indem er diesen Stertbalken versetzt, das heißt, diesen mit der Winde nach links oder rechts zieht. Das geschieht dadurch, daß die Kette, die mit einem Haken an der Galerie festsitzt, auf die Achse des Kettenrades gewickelt wird. Wenn die Flügel in Windrichtung stehen, muß der Stertbalken wieder gut festgesetzt werden, so daß sich die Haube nicht weiterdrehen kann.
Wenn es kräftig weht (aber nicht stürmt!), kann die Mühle drehen, ohne daß die Flügel Segel tragen. Meistens aber braucht man diese, damit die Flügel mit einer angemessenen Geschwindigkeit kreisen können. Der Müller muß immer schätzen, wieviel Segelfläche die Flügel brauchen. Wenn es wenig Wind gibt, is es manchmal notwendig, die Segel vollständig auf allen vier Flügeln auszurollen: viermal ‘voll’. Die Segel können auch nach und nach eingerollt werden. In fünf Schritten können sie von ‘voll’ nach ‘leer’ gebracht werden. Wenn eine Mühle ohne Segel geht, nennt man das ‘mit nackten Beinen’.
Wenn es gar keinen Wind gibt, geht die Mühle nicht. Es gibt also keinen Elektromotor in der Mühle, um die Flügel zu betätigen. Es kann auch geschehen, daß der Wind so stark ist, daß sie nicht mehr ‘gefangen’, das heißt gebremst werden könnte. Sie geht durch: eine äußerst gefährliche Situation!

Der zweite Boden: der Mahlsteinboden

Der zweite Boden wird Mahlsteinboden genannt, weil auf ihm die Steine liegen, mit denen gemahlen wird. Die Windlust hat zwei Paar Steine. Diese sind etwa 1½ m im Durchschnitt und 25 cm dick. Sie liegen in den großen, runden, hölzernen Steinkübeln. Der untere Stein heißt der Träger und dieser liegt ‘unbeweglich’. Der obere Stein, der Läuferstein, wird angetrieben durch den Steinspindel. Auf diesem befindet sich ein großes Holzzahnrad (’Rundsel’), das wiederum von einem anderen Zahnrad (‘Spurrad’) betätigt werden kann. Geschieht dies, so wird Getreide in eine Öffnung in der Mitte des Läufersteines geschüttet. Das Getreide kommt zwischen die beiden Steine und wird vermahlen. Durch ein hölzernes Rohr fällt das Mehl hinunter in den Mehlkasten auf dem Mehlboden. Wenn man auf dem Mahlsteinboden hinaufschaut, sieht man das große hölzerne Spurrad, das den Steinspindel betätigt. Das Spurrad befindet sich auf einer schweren, quadratischen, hölzernen Welle: der Königswelle. Auf dem Mahlsteinboden sieht man auch deutlich, daß die hölzerne Achtkante auf dem steinernen Unterbau gebaut ist.

Der dritte Boden: der Aufzugboden

Der dritte Boden heißt der Aufzugboden, weil der Müller die Getreidesäcke auf diesen Boden heben muß. Diese Vorrichtung ist eine schöne Erfindung. An der Königswelle ist ein runder Hebetisch befestigt. Mit einem Seil kann der Müller das Heberad auf den Hebetisch ablassen. Der drehende Tisch bewirkt, daß das Heberad mitdreht. Wenn sich das Heberad dreht, wird das Hebeseil um die Achse gewickelt und so wird der unten in der Mühle an dem Hebeseil befestigte Getreidesack aufgezogen.

Der vierte Boden: der Haubeboden

Der Haubeboden oder Dachboden ist der interessanteste, aber zu gleicher Zeit auch der gefährlichste Boden der Mühle. Unter keiner Bedingung darf man diesen ohne die Erlaubnis des Müllers betreten.
Am auffälligsten am Dachboden ist das große Oberrad. Es ist das große hölzerne Kammrad, das sich an der eisernen Oberwelle befindet. An der Außenseite der Haube befinden sich die Flügel auf dieser Welle. Die Flügel bewirken also, daß sich die Rutenwelle und das Oberrad drehen. Die Kämme des Oberrades greifen in ein andersartiges Kammrad (‘Rundsel’), das sich auf der Königswelle befindet. Um das Oberrad herum befinden sich gebogene, ‘mondförmige’ hölzerne Blöcke, die das Oberrad nicht berühren, wenn sich die Flügel drehen. Mit dem Fangseil auf der Galerie kann der Müller dafür sorgen, daß die Blöcke mit großer Kraft um das Oberrad gepreßt werden. Durch die Reibung wird das Oberrad gebremst und kommt zum Stillstand. Eine der schlimmsten Sachen, die passieren können, ist, daß die Mühle sich so schnell dreht, daß sie nicht mehr gefangen, das heißt stillgesetzt werden kann. Wenn der Müller trotzdem versuchen sollte, die Mühle mit dem Fang zu bremsen, könnten die Fangblöcke wegen der Reibung zu heiß werden und in Brand geraten. Sollte das geschehen, so würde diese hölzerne Mühle in kürzester Zeit vom Feuer zerstört werden.
Auf dem Haubeboden sieht man auch, daß die Haube der Mühle auf eisernen Kruhrollen liegt. Beim Verdrehen der Haube dreht sie sich langsam auf diesen Rollen herum. Alles, was sich oberhalb des Bodens des Haubebodens befindet, dreht mit.
Oft sieht man Stücke Schweineschmalz, die trocknen müssen, an einem kleinen Balken über der Oberwelle hängen. Dieser Schmalz wird in Mühlen schon jahrhundertelang als Schmiermittel verwendet. Die eiserne Oberwelle dreht sich an der Vorderseite – da, wo sich die Flügel befinden – und an der Hinterseite in einem ausgehöhlten Stein. Wo sich die Welle im Stein dreht, wird sie mit Schmalz geschmiert.

Müller

Die Mühle wird regelmäßig von staatlich geprüften Müllern ‘bemahlen’:

  • C. (Cock) Weerheim, Pijnacker, 015-3696433, Hauptmüller
  • D. (Dirk) Pereboom, Pijnacker, 06-111 86 039
  • D.J.N. Steeneveld (Dick), Nootdorp, 015-3108461
  • F.A.P. (Fred) Heidt, Nootdorp, 015-3107799
  • A. (Albert) van der Steen, Nootdorp, 06-22692203

Die Stiftung Vrienden van de Windlust te Nootdorp

Am 28. April 1998 wurde die Stiftung Vrienden van de Windlust te Nootdorp gegründet. Sie setzt sich zum Ziel:

  1. die Instandhaltung der Mühle als Reichsmonument
  2. die Bewußtwerdung des Wertes der ‘Windlust’ als technisches Kulturdenkmal zu fördern
  3. an der Mahlbereitschaft der Mühle mitzuwirken
  4. am regelmäßigen Betrieb und der öffentlichen Zugänglichkeit der Mühle mitzuwirken.

Die Stiftung ist seit dem 2. September 2008 Besitzer der Mühle.

Man wird ‘Freund der Windlust’, indem man der Stiftung einen alljährlichen Mindestbetrag von € 12 überweist (IBAN: NL34 RABO 0137 3360 20, Stichting Vrienden Windlust Nootdorp).
Sekretär der Stiftung: B.G.M. (Ben) van Hagen, Ribeslaan 3, 2631 HV Nootdorp

Heiraten in der Mühle

Die Mühle wurde vom Gemeinderat von Pijnacker-Nootdorp zum ‘Haus der Gemeinde’ bestimmt, was heißt, daß in der Mühle Ehen geschlossen werden können. Eheschließungen finden auf dem Mehlboden statt, wobei etwa 30 Personen anwesend sein können. Meistens wird eine Videoverbindung zum Erdgeschoß gemacht, so daß auch dort zusätzlich 40 bis 50 Personen der Trauung folgen können.

Kontakte

E-Mail-Adresse: windlust@windlustnootdorp.nl